Hack und Back vom BND?

In der vergangenen Woche wurden erstmals die konkreten Pläne der Bundesregierung bekannt, in den Cyber-Krieg zu ziehen. Ich sehe in diesem Vorgehen 3 Kernprobleme:

  1. Spontanes Hacking auf Befehl geht nicht – ein Hack braucht lange Vorbereitung, im Zweifelsfall muss die Infiltration schon lange erfolgt sein, bevor der Befehl zur Sabotage ausgeführt wird.
  2. Ein Hack setzt bekannte Schwachstellen voraus – diese müssen geheim gehalten werden und auf allen Systemen ungepatcht sein. So werden wir alle einem Risiko ausgesetzt, auf das Wannacry nur ein Vorgeschmack war.
  3. Schadenabwehr durch Gegenangriff funktioniert nicht – Es fällt auch der Bundesregierung schwer, einen Fall zu konstruieren, in dem ein Gegenangriff zu signifikanter Schadenminderung oder gar -abwehr beigetragen hat oder hätte.

Von den 3 Problemen möchte die Bundesregierung nur dem ersten begegnen: Weil spontane Hacks nicht funktionieren, sollen die Offensiv-Kapazitäten beim BND angesiedelt werden. Der BND würde damit von der reinen Spionage zur Sabotage übergehen, von der NSA zur CIA werden. Begriffe wie “Hackback”, “Abwehr” oder “Verteidigung” sind dabei nicht zutreffend, weil die Infiltration der Zielsysteme bereits vorher erfolgt. In Logbuch:Netzpolitik Folge 248 haben wir dafür den Begriff “Hack & Back” eingeführt.

Ausführlich haben wir das Thema mit Frank Rieger in “LNP272 Alles zerfragen” behandelt. In der aktuellen Folge von Logbuch:Netzpolitik gehen wir auf die aktuellen Entwicklungen ein. Teile meiner Kritik durfte ich bei Deutschlandfunk Nova und in der Tagesschau vertreten:

Tagesschau-Beitrag vom 29. Mai 2019 (auch auf YouTube)

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